Self-Defense

Tai-Chi als Selbstverteidigung?

Tai-Chi hat an erster Stelle das Ziel, Gesundheit zu fördern und das Leben zu verlängern.

Gegen was müssen wir uns verteidigen uns was müssen wir beschützen?

Der Begriff ›Selbstverteidigung‹ ist im Kontext Martial Arts der wohl der am häufigsten missverstandene. Bevor wir also zum Thema Kampf übergehen, sei gesagt, dass gute Selbstverteidigung immer auch verantwortungsbewusstes, vorausschauendes Handeln bedeutet. In fast allen Situationen unseres Lebens, werden wir mit Herausforderungen konfrontiert, die weit komplexer sind als ein einzelner, entscheidender Schlagabtausch. Kampfkünste wie Tai-Chi bieten uns die Gelegenheit, für die Begegnung mit all diesen Herausforderungen bessere Grundlagen zu schaffen. Auf der Grundlage von gesunder Bewegung und guter Übegewohnheit entsteht ein Potential, Konflikte mit uns selbst und mit anderen Menschen zu lösen und Harmonie in unserem Leben zu schaffen.

Wie Kampfkunst den Kampf lehrt

Tai-Chi lehrt uns, unseren Körper auf natürliche Art und Weise zu bewegen. Es verbessert unsere Beweglichkeit und unser Gleichgewicht in allen Situationen. Es stärkt unseren Körper und unsere Struktur. Wir lernen Techniken wie Schläge, Tritte, Griffe, Take-Downs und Joint-Locks in Angriff und Verteidigung einzusetzen. Wir lernen, das körperliche Verhältnis zwischen uns und dem Angreifer besser zu verstehen und zu unseren Gunsten zu verändern.

Obwohl Tai-Chi – genauso wie andere Kampfkünste – daher ziemlich gut gerüstet ist, um uns auf einen echten Kampf vorzubereiten, gibt es immer wieder Fälle, in denen selbst geübte Kampfkünstler in physischen Konfrontationen unterlegen sind. In solchen Fällen müssen Lernende meistens prüfen, ob sie wirklich dass vollständige System üben, oder ob Schlüsselelemente vernachlässigt wurden. Wenn man nie den freien Kampf geübt hat und die gelernten Formen nicht der Situation anpassen kann, dann stehen die Chancen meist schlecht.

Tai-Chi geht, typisch für Kung Fu im Allgemeinen, bei der Entwicklung dieser Fähigkeiten einen weniger direkten Weg als andere Systeme. Techniken, Struktur, Koordination und Bewusstsein werden intensiv über lange Zeit geübt und dann nur Schritt für Schritt in Anwendungen und Partnerübungen eingebaut, lange bevor man den freien Kampf lernt.


Das Problem mit Abkürzungen

In Tai-Chi so wie in jeder anderen Kampfkunst und auch im Kampfsport besteht in der übereilten Konfrontation unserer Grenzen und im freien Kampf immer ein Verletzungsrisiko. Je schlechter die Verfassung unseres Körpers ist, umso gefährlicher ist das. Daher ist es langfristig wichtig, den Körper zu stärken und umfangreiche Erfahrungen in kontrollierten Rahmen zu sammeln – zum Beispiel durch Tuishou und Anwendungs-Partnerübungen. Erst auf dieser Grundlage sollten sich Tai-Chi Schüler überlegen, ob sie im freien Üben zur Druckprüfung ihrer Fähigkeiten übergehen wollen.

Tai-Chi vermittelt die Fähigkeit zur Verteidigung des Körpers nicht sehr schnell, dafür gibt es keinen Verschleiß, sodass die Kampfkunst bis ins hohe Alter weiter praktiziert werden kann und unser körperliches Wohlbefinden sich dabei konsequent verbessert – Eure Gelenke und Organe werden es Euch danken. Der schnellste Weg ist nur für wenige der beste – Tai-Chi mag wie ein Umweg erscheinen, aber es ist auch ein Weg, der viel weiter führt.

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›Pressure-Testing‹. Traditionelle Kampfkünste neigen in der Moderne dazu, selbst in den hohen Rängen kaum zu testen, wie gut die gelernten Techniken noch funktionieren, wenn der Gegner uneingeschränkten Widerstand gibt.

last updated: September 2022

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