Was ist Tai-Chi?
Die Lehre von Yin & Yang in Kampfkunst
Stärke folgt in Tai-Chi der Fähigkeit zum Nachgeben und zur Weichheit.
Be like water, my friend.
Eine Tradition von chinesischer Medizin und Weisheit
Tai-Chi ist vor allem dafür bekannt geworden, mit seinen weichen, oft meditativen Bewegungen und sanften Dehnungen sowohl die körperliche als auch die geistige Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit zu fördern. Selbst Menschen mit schwachen oder kränklichen Körpern können Tai-Chi lernen und wachsen, ohne sich dabei zu verletzen. Anders als in modernen Kampfsportarten gibt es im Tai-Chi keinen körperlichen Verschleiß. Auf Grundlage von traditioneller Medizin und der Weisheit Neo-Konfuzianischer Philosophie hat man in China mit Tai-Chi eine Kampfkunst erschaffen, die mit Ästhetik und Stärke das Streben nach ewiger Jugend in einem langen Leben ermöglichen soll.
Aus den Wudang Bergen
Chinesische Kampfkünste (auch oft einfach 功夫 Kung Fu oder 武术 Wushu genannt) werden unterschiedlich klassifiziert. Wudang (武当 wǔdāng) Kampfkünste begründen eine Tradition die auch unter dem Begriff der Internen Kampfkünste (内家拳 nèijīaquán) bekannt ist. Sie sind das Gegenstück zu Externen Kampfkünsten (外家拳 wàijīaquán), die der Shaolin (少林 shàolín) Tradition zugeschrieben werden.
Wie wird Tai-Chi geübt?
Der Lehrplan
Das Yang Family Tai Chi Curriculum für Anfänger bewegt sich entlang bestimmter Meilensteine. Der erste Meilenstein ist das Erlernen einer Handform. Eine Form2 ist ein einstudierter Bewegungsablauf in einer Kampfkunst, der auch als Schattenboxen bezeichnet wird. Die Formen bilden den Rahmen zum selbstständigen und routinierten Üben. Sobald Schüler die traditionelle Handform (eine lange, waffenlose Form) und ihre Prinzipien weit genug verinnerlicht haben, werden Partnerübungen3 zunehmend wichtiger und man fängt an, Waffenformen – Schwert & Säbel – zu lernen. Der Übergang in die Übungen mit Partnern und Waffen reflektiert, dass das reine Üben der Form nur das Gefäß für die mehr formlosen Elemente des Trainings ist, in denen es um die Energien der Bewegungen und die geistige Haltung beim Üben geht.
Das System
Das System von Tai-Chi richtet sich nach dem Konzept von Yin und Yang. Man übt in der Gruppe, aber man übt auch allein. Man macht Übungen ohne Gegenüber, aber genauso lernt man auch Anwendungen mit Partnern. Man lernt Formen, aber man lernt auch sich außerhalb dieser Formen zu bewegen. Stille und Bewegung ergänzen einander. Härte und Weichheit sind komplementär.
chin.: 套路 tàolù; jap.: 形 kata
Dazu zählen zunächst Push Hands (推手 tuīshǒu) und Anwendungen (拆招 chāizhāo) und viel später auch freies Kämpfen (散手 sānshǒu).
Tai-Chi ist die Kunst Härte in Weichheit ruhen zu lassen und eine Nadel in Baumwolle zu verstecken.
Yang Chengfu
Familientradition: Yang Family Tai Chi
Das Yang Family Tai Chi4 als Familientradition lässt sich bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückführen. Damals lernte Yang Luchan Tai-Chi von der Chen Familie. Mit ihm und seinen zwei Söhnen, Yang Banhou und Yang Jianhou als Begründer der Tradition, unterrichtete man Generation um Generation Nachkommen der Yang Familie. Die Unterscheidung der Tai-Chi-Stile nach Familiennamen hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass man erst im 20. Jahrhundert anfing, im größeren Maß außerhalb der eigenen Familien Tai-Chi zu unterrichten. Der Linienhalter der dritten Generation der Yang Familie, Yang Chengfu (1883-1936), war einer der ersten, die Tai-Chi der chinesischen Öffentlichkeit zugänglich machten. Sein dritter Sohn, Yang Zhenduo (1926-2020), setzte diese Bewegung im Zeitalter der Globalisierung fort, indem er als Tai-Chi Lehrer außerhalb Chinas reiste und die Kunst zusammen mit seinem Enkel Yang Jun der Welt vermittelte. Tai-Chi hat sich schon immer auf organische Weise weiterentwickelt und verändert. Die Fortführung einer Familientradition bedeutet, dass die Linienhalter stets bemüht sind, das vollständige System ihrer Vorfahren zu durchdringen und zu unterrichten.
杨氏太极拳 yángshì tàijíquán
Weitere Definitionen: UNESCO